Hans und Alexander Juan Hromatka kommen nach Hirm

In dem Jahr, da der Chemiker Ludwig Sachs seine Doktorarbeit veröffentlichte, wurde ein weiterer, zukünftiger Chemiker geboren: Otto Hromatka. Als Professor und später Vorstand des Instituts für Organische Chemie an der Technischen Universität Wien wird er in seinem Leben nicht nur das Verfahren für Essigherstellung revolutionieren, sondern auch die Herstellung von Vitamin E verbessern sowie krampflösende Substanzen und sonstige Heilmittel entwickeln. Otto Hromatkas Sohn Hans wird Anfang der 1970er Jahren - auch mit Hilfe des wissenschaftlichen Know-hows des Vaters – die Plastoplan Kunststoff-Handel GmbH, einen der wichtigsten Großhändler für Kunststoffe in Europa, gründen. Daneben wird er die Holdinggesellschaft Imarco H. Hromatka aufbauen. Eine der privaten Leidenschaften des jungen Industriellen Hans Hromatka sollte jedoch das Sammeln von Bleistiften werden, von denen er schließlich im Jahr 2011 über 35.000 besitzen wird. 

1996 wird er in den Zeitungen vom Konkurs der Firma Hardtmuth in Hirm lesen, also von jener Bleistiftfabrik, deren Gründer Joseph Hardtmuth 1790 den modernen Bleistift erfunden hat. Doch anstatt nur einige Sammlerstücke aus dem zur Konkursmasse gehörenden Koh-I-Noor-Archiv anzukaufen, übernahm er, bzw. seine Holdinggesellschaft Imarco gleich den ganzen Betrieb. Die Fabrik im burgenländischen Hirm musste somit nicht schließen, die Belegschaft nicht entlassen werden. Dafür musste aber ein neuer Name für den Betrieb und als Marke gefunden werden, da „Hardtmuth“ oder „Koh-I-Noor“ dafür nicht zur Verfügung standen: CRETACOLOR wurde geboren und Hans Hromatkas Sohn Alexander Juan wurde der neue Geschäftsführer. 

Schreibwaren und Büroartikel werden in aller Welt produziert und nicht selten unter für ArbeitnehmerInnen untragbaren Bedingungen und mit billigem Material. Hersteller solcher Produkte können dafür ihre Ware relativ billig verkaufen. Bei CRETACOLOR gibt keine billigen Arbeitskräfte und was das Material betrifft, muss und will man sich vor allem an die strengen qualitativen Richtlinien Österreichs und der EU halten. Gerade in den 1990er Jahren kamen österreichische Unternehmen - gerade aus den Bereichen Schreibwaren und Büroartikel - immer häufiger wegen der vielen Billigwaren aus aller Welt und dem damit entstandenen Konkurrenzdruck in große Schwierigkeiten. Hans und Alexander Juan Hromatka dürften das anders gesehen haben, denn nach der Gründung von CRETACOLOR wurde 1999 in diesem Bereich weiter investiert und es wurden große Anteile der ebenfalls in Hirm angesiedelten ÖKI und von SAX aufgekauft. Den Billigwaren sollten Qualitätsprodukte entgegengesetzt werden. Ein Konzept, welches bis heute jedenfalls von den KonsumentInnen dankbar angenommen wird. 

Schließlich wurde 2007 von Alexander Hromatka Brevillier-Urban mit ihrer in Österreich populären Bleistiftmarke Jolly übernommen. Der Vorbesitzer - die oberösterreichische Betonfirma Kirchdorfer – ging davon aus, dass Jolly nicht mehr in ihr Portfolio passen würde. 

2007 war somit das Jahr, da die verschiedenen Stränge österreichischer Industriegeschichte, die Unternehmen der Familien Brevillier, Urban, Hardtmuth, Sachs und Pollak, mit ihren Ursprüngen im 18. Jahrhundert, zusammenflossen und die Familie Hromatka eine Firma gründete, die drauf und dran ist, sich auf die nächsten 200 Jahre vorzubereiten.